Geschäftsbericht 2017

Lagebericht

Geschäftsverlauf und wirtschaftliche Lage des Unternehmens

Rahmenbedingungen

Wirtschaftliches Umfeld
Die Schweizer Wirtschaft blieb im vergangenen Jahr hinter den Erwartungen zurück. Ein im ersten Halbjahr schwaches Wachstum führt zu einem prognostizierten BIP-Wachstum 2017 von 1,1% (2016: 1,4%). Ein Hauptgrund dafür war die anhaltende Überbewertung des Schweizer Frankens, welcher seit der Aufhebung der Frankenuntergrenze im Januar 2015 vermehrt von verunsicherten Investoren nachgefragt wurde. Ab Mitte Jahr entspannte sich die Situation, da starke globale Konjunkturdaten das Vertrauen der Anleger stärkte. Die Konjunkturprognosen für das kommende Jahr sind mehrheitlich positiv. Die Abschwächung des Schweizer Frankens und die robuste globale Konjunktur werden die Exporte unterstützen. Nach Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) wird mit einem BIP-Wachstum für das Jahr 2018 um die 2% gerechnet.

Wie bereits in den vergangenen Jahren wurden die Geschehnisse auch 2017 von den Notenbanken geprägt. Das starke BIP-Wachstum der USA hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt, was die US-amerikanische Notenbank (Fed) zu einem weiteren Schritt Richtung Normalisierung der Geldpolitik veranlasst hat. Das Fed hat im Berichtsjahr in drei Schritten Zinserhöhungen von 0,25% erlassen und für das kommende Jahr dasselbe Vorgehen in Aussicht gestellt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im laufenden Jahr ihr Anleihenkaufprogramm von anfangs 80 Mrd. Euro pro Monat auf 30 Mrd. Euro pro Monat Anfang 2018 limitiert. Weitere Reduktionen des Volumens des Anleihenkaufprogramms sind zu erwarten, wobei darauf folgende Zinserhöhungen nicht vor 2019 zu erwarten sind. Ein schnelleres Anziehen der geldpolitischen Zügel birgt die Gefahr, die guten Konjunkturzahlen der letzten Monate im Keim zu ersticken.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich im vergangenen Jahr weitestgehend passiv im Markt verhalten. Die Bereitschaft der SNB im Markt zu intervenieren ist weiterhin gegeben, wobei durch die Abschwächung des Schweizer Frankens deren Dringlichkeit abgenommen hat. Die SNB orientiert sich bei der Zinspolitik stark an der Europäischen Zentralbank, somit ist eine Zinserhöhung in kurzer Frist unwahrscheinlich. Eine Abkehr dieser Strategie ist nur realistisch, wenn sich der Schweizer Franken weiter abschwächt, die globale und nationale Konjunktur weiter beschleunigt und die Inflation steigt. In diesem Rahmen wäre eine Erhöhung der Leitzinsen ab Mitte 2018 denkbar.

Die schrittweise Normalisierung der Devisenkurse kann als positives Zeichen für die Schweizer Wirtschaft gewertet werden. Die SNB hat den Schweizer Franken von «deutlich überbewertet» auf «hoch bewertet» hinabgestuft. Dies spiegelt sich auch im Vorjahresvergleich mit den wichtigsten Währungen wider. Der Euro ist gegenüber dem Franken rund 10% höher dotiert als Ende 2016 und ist per Ende Jahr auf dem höchsten Stand seit fast drei Jahren (1 EUR = 1.17 CHF). Der Wert des US-Dollars hat sich um knapp 5% reduziert (1 USD = 0.97 CHF). In Hinsicht auf das grosse Handelsbilanzdefizit der amerikanischen Wirtschaft und des kaum zu kontrollierenden Staatshaushaltes ist die Reduktion der Kaufkraft trotz der durchgeführten Leitzinserhöhungen nachvollziehbar. Die starken globalen Konjunkturzahlen und die positiven Wachstumsprognosen führen dazu, dass für Anleger der sichere Schweizer Franken als Investition weniger attraktiv ist.

Gemäss SECO ist die Arbeitslosenquote in der Berichtsperiode um 8,0% von 159 372 auf 146 654 Personen gesunken. Im Jahresverlauf wird auf Basis guter Konjunkturprognosen mit einer weiteren Reduktion der Anzahl Arbeitslosen gerechnet. Das Preisniveau ist moderat angestiegen. Der vom Bundesamt für Statistik berechnete Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) befindet sich mit 100.8 Punkten leicht über dem Wert des Vorjahres (100.0 Punkte). Die Inflation befindet sich erstmals seit 2011 wieder im signifikant positiven Bereich. Die durchschnittliche Jahresteuerung betrug im Jahr 2017 0,5%.

Für die Aktienmärkte war 2017 ein äusserst erfolgreiches Jahr. Sämtliche bedeutenden Indices legten deutlich zu. Der bedeutendste Schweizer Aktienindex, der Swiss Market Index (SMI), hat im Jahresverlauf 1 162.00 Punkte oder 14,1% an Wert gewonnen und schliesst per Jahresende auf 9381.87 Punkten. Des Weiteren legten der Deutsche Aktienindex (DAX) um 12,5%, der Britische FTSE 100 um 7,6%, der Chinesische Leitindex SSE Composite um 6,2% und die amerikanischen Indices Dow Jones und NASDAQ 100 um 25,1 bzw. 19,4% zu.

Regulatorisches Umfeld
Die massgebenden regulatorischen Grundlagen im Bankengeschäft sind umfangreich und werden laufend angepasst. Der Regulierungsdruck ist deutlich spürbar und unverändert hoch. Er ist zu einem grossen Teil international getrieben und wird die Kostensituation der Schweizer Banken negativ beeinflussen. Im Berichtsjahr hat uns insbesondere die Umsetzung der folgenden neuen Regulatorien beschäftigt:

  • Änderung der Eigenmittelvorschriften auf den Standard SA-BIZ
  • Offenlegung der Eigenmittel gemäss FINMA-Rundschreiben 16/1
  • Automatischer Informationsaustausch
  • Geldwäscherei- und Sorgfaltspflichtbestimmungen
  • Finanzmarktinfrastrukturgesetz und -verordnung
  • Korruptionsstrafrecht
  • FATCA

Daneben wurden im Berichtsjahr zahlreiche weitere Regulatorien angekündigt oder präzisiert, deren Umsetzung bereits vertieft geprüft bzw. in die Wege geleitet wurde. Dazu zählen insbesondere das Finanzdienstleistungs- (FIDLEG), das Finanzinstitutsgesetz (FINIG), die Einführung der Beobachtungskennzahlen, die Revidierung der Risikoverteilungsregeln und die Outsourcing-Regeln.

Geschäftsverlauf des Berichtsjahres
und wirtschaftliche Lage unserer Bank

Jahresabschluss per 31. Dezember 2017

Die Bank bleibt auf Erfolgskurs
Die Bilanzsumme ist um CHF/CHW 55,3 Mio. auf CHF 5 380,2 Mio. angestiegen (+1,0%). Die Ausleihungen an Kunden sind um CHF/CHW 100,4 Mio. (+2,2%) gewachsen. Die Kundengelder haben um CHF/CHW 62,3 Mio. zugenommen (+1,6%). Der Gewinn konnte auf CHF 15,0 Mio. gesteigert werden (+6,2%). Der Generalversammlung vom 23. Mai 2018 wird die Ausschüttung aus der Reserve aus steuerbefreiten Kapitaleinlagen in Form einer Wahldividende («Dividende mit Reinvestition» oder Barausschüttung) in der Höhe von CHF 10.25 (Vorjahr CHF 10.00) vorgeschlagen. Fraktionen werden bar ausbezahlt. Die Ausschüttung entspricht einer Rendite von 2,6% (auf Basis des Schlusskurses per 31. Dezember 2017).

Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft
Dank der Volumensteigerung und Konditionsanpassungen bei den Zinsen liegt der Bruttoerfolg aus dem Zinsengeschäft mit CHF 60,5 Mio. über dem Vorjahr (+5,8%). Die Bruttozinsmarge ist um 4 Basispunkte auf 1,13% (Vorjahr 1,09%) gestiegen. Der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft konnte gegenüber dem Vorjahr um CHF 0,9 Mio. oder 1,6% gesteigert werden. Mit einem Anteil von 53,6% (Vorjahr 61,0%) am Gesamterfolg ist das Zinsengeschäft weiterhin unser mit Abstand stärkster Ertragspfeiler.

Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft
Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft liegt mit CHF 31,4 Mio. deutlich über dem Vorjahreswert (+25,3%). Der Anteil am Gesamterfolg beträgt 29,3% (Vorjahr 29,2%). Die mit Abstand grösste Position im Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ist der Kommissionsertrag aus dem WIR-Verrechnungsverkehr (Netzwerkbeitrag) mit CHF 22,8 Mio. (Vorjahr CHF 20,2 Mio.).

Erfolg aus dem Handelsgeschäft
Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft stammt vorwiegend aus dem Handel mit Wertschriften. Im Handelsbestand in Wertschriften sind auch Fremdwährungspositionen enthalten. Aktuell wird kein aktiver Handel mit Devisen betrieben. Im Jahr 2017 hat die Bank einen Gewinn von CHF 16,4 Mio. erwirtschaftet (Vorjahr 6,4 Mio.). Dieser ist hauptsächlich auf eine starke Performance der Beteiligungstitel im Bestand zurückzuführen. Das Handelsgeschäft trägt 15,3% (Vorjahr 7,4%) an den Gesamterfolg bei.

Übriger ordentlicher Erfolg
Mit CHF 1,9 Mio. (Vorjahr CHF 2,0 Mio.) trägt der übrige ordentliche Erfolg 1,8% zum Gesamterfolg bei (Vorjahr 2,4%).

Personalaufwand
Die Entschädigung an die Mitarbeitenden liegt mit CHF 39,1 Mio. um CHF 3,8 Mio. über dem Vorjahreswert (+10,9%), was hauptsächlich auf die Schaffung neuer Stellen zurückzuführen ist. Die Vorsorgebeiträge an die Personalvorsorgestiftung erhöhen sich auf CHF 3,3 Mio. (Vorjahr CHF 3,0 Mio.).

Sachaufwand
Der Sachaufwand erhöht sich insbesondere wegen projektbezogener Aufwände um CHF 9,9 Mio. auf CHF 34,2 Mio.

Geschäftsaufwand im Budgetrahmen
Der gesamte Geschäftsaufwand (Personal- und Sachaufwand) liegt mit CHF 73,2 Mio. im Budgetrahmen und CHF 13,7 Mio. über dem Vorjahreswert (+23,1%).

Reserven für allgemeine Bankrisiken
In der Berichtsperiode wurden Reserven für allgemeine Bankrisiken in der Höhe von CHF 6,8 Mio. gebildet.

Stabiler Jahresgewinn
Im Berichtsjahr wurden CHF 5,2 Mio. (Vorjahr CHF 2,0 Mio.) für die notwendigen Abschreibungen auf dem Anlagevermögen verwendet. Nach Verbuchung des Steueraufwandes von CHF 7,0 Mio. (+14,3%) kann ein Gewinn von CHF 15,0 Mio. (+6,2%) realisiert werden. Die wesentlichen Kennzahlen lassen sich wie folgt darstellen:

Berichtsjahr Vorjahr
Zinsmarge 1,13% 1,09%
Return on Equity nach Steuern 2,87% 2,64%
Cost-Income-Ratio 66,4% 69,2%

Erstellung des Jahresabschlusses
Mittels eines bewährten internen Kontrollsystems stellen wir sicher, dass die Jahresrechnung unserer Bank vollständig und richtig dargestellt werden kann. Die vorliegende Jahresrechnung wurde am 08.03.2018 vom Verwaltungsrat genehmigt.

Obligationenrechtliche Revision
Die obligationenrechtliche Revisionsstelle Deloitte AG, Basel, hat nach Massgabe der entsprechenden Vorgaben am Sitz der Bank in der Zeit vom 22. Januar bis 09. Februar 2018 eine obligationenrechtliche Revision durchgeführt. Der Revisionsbericht enthält ein uneingeschränktes Prüfurteil sowie keine Hervorhebungen von Sachverhalten und keine Hinweise auf sonstige Sachverhalte.


Mitarbeitende

Anzahl Beschäftigte und Personalstruktur
Die WIR Bank ist sich bewusst, dass unternehmerischer Erfolg nur aufgrund des täglichen Engagements unserer Mitarbeitenden im Einsatz für unsere Kunden möglich ist. Auch im Jahr 2017 wuchs die Belegschaft. Per Ende 2017 waren 296 Mitarbeitende (Vorjahr 279) angestellt, was teilzeitbereinigt 271 Vollzeitstellen (Vorjahr 253) entspricht. Der Jahresdurchschnitt der Vollzeitstellen lag bei 268 (Vorjahr 231).

Die Personalstruktur setzte sich per Ende 2017 aus 136 Frauen (entspricht 45,9%, Vorjahr 46,2%) sowie 160 Männern zusammen. Der Trend bei der Verjüngung der Belegschaft setzte sich fort: Das Durchschnittsalter betrug 41,4 Jahre (Vorjahr 42,5 Jahre).

Herausforderungen für die Mitarbeitenden im Rahmen des Relaunchs
Insbesondere die Mitarbeitenden mit Kundenkontakt waren im Jahr 2017 stark gefordert. Der Relaunch der Marke WIR sowie zahlreiche technische und produktspezifische Erneuerungen führten dazu, dass unsere kundenbetreuenden Mitarbeitenden sich noch mehr Zeit für unsere bestehenden und neuen Kunden nahmen. Dies, um einerseits über die Vorteile der «neuen» WIR-Welt zu informieren, andererseits um die zahlreichen Produktinnovationen vorzustellen.

Mitarbeitendenumfrage
Die WIR Bank führte im Jahr 2017 bereits das dritte Mal eine Mitarbeitendenumfrage durch. Diese wurde wie in den Vorjahren in enger Zusammenarbeit mit der renommierten Schweizer Unternehmung «icommit» durchgeführt, die sich auf die Durchführung und Auswertung solcher Umfragen spezialisiert hat.

Die Gesamtzufriedenheit des Personals betrug 73 von 100 Punkten. Dieser Wert ist gegenüber der Befragung aus dem Jahr 2015 unverändert geblieben. Das Commitment der Mitarbeitenden, also die Verbundenheit der Angestellten mit der Unternehmung, konnte um 1 Punkt gesteigert werden. Der Verbundenheitswert von 84 von 100 möglichen Punkten zeigt eindrücklich auf, wie sehr sich unsere Mitarbeitenden mit der Unternehmung und dem Produkt WIR identifizieren. Auch die hohe Teilnahmequote von 91% ist sehr erfreulich. Die Befragung zeigte aber auch auf, dass es noch Handlungsfelder gibt, beispielsweise beim Umgang mit Veränderungen.

Neues Einführungsprogramm für Mitarbeitende
Aufgrund des anhaltenden Wachstums durfte die WIR Bank auch im Jahr 2017 eine grosse Anzahl neuer Mitarbeitender begrüssen. Um die neuen Angestellten schnellstmöglich mit der Organisation und den internen Abläufen vertraut zu machen und ihnen den Einstieg in die WIR Bank zu erleichtern, bieten wir seit einigen Jahre ein Einführungsprogramm an. Im vergangenen Jahr wurde das bereits sehr gut etablierte und von den neuen Mitarbeitenden sehr geschätzte Einführungsprogramm rundum erneuert. Die Dauer wurde leicht gekürzt, die einzelnen Module noch besser aufeinander abgestimmt und mit dem im Jahr 2016 eingeführten «Kulturtag» verzahnt. Das neue, auf Effizienz getrimmte Einführungsprogramm haben im Jahr 2017 insgesamt 53 Mitarbeitende absolviert.

Kompetenzmanagement, Personalentwicklung und Ausbildung
Um die Personalentwicklung und Ausbildungsbemühungen stärker auf die strategischen Unternehmensziele auszurichten, hat die Abteilung Personal & Organisationsentwicklung im Jahr 2017 ein Kompetenzmanagement-Modell eingeführt. Das auf die WIR Bank und ihren einzigartigen Anforderungen im WIR-Geschäft abgestimmte Modell hilft bei der Ermittlung, Planung und Entwicklung der benötigten Kompetenzen auf Stufe Gesamtunternehmung. Es ermöglicht unserer Bank, frühzeitig Entwicklungs- und Schulungsbedarfe zu identifizieren und zielgerichtet angehen zu können. Es wird einen elementaren Beitrag zur Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Mitarbeitenden leisten.

Die Qualität und Professionalität unserer Mitarbeitenden ist für die WIR Bank von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund haben die Mitarbeitenden im Jahr 2017 im Schnitt 4,0 Ausbildungstage (auf Basis FTE) absolviert (kumuliert 1083 Tage). Darin enthalten sind fachliche Ausbildungen sowie die Schulungen im Rahmen der neuen Produkte, der digitalen Innovationen und der Beratungstools der WIR Bank.

Darüber hinaus geniesst die kaufmännische Grundbildung junger Menschen in der WIR Bank seit jeher einen hohen Stellenwert. Per Ende 2017 beschäftige die WIR Bank 11 Auszubildende (4 KV-Lernende, 7 BEM-Praktikantinnen und -praktikanten). Eine Auszubildende hat im Berichtsjahr ihre Banklehre erfolgreich abgeschlossen und konnte bei unserer Bank weiterbeschäftigt werden. Darüber hinaus sind zwei BEM-Praktikanten, welche im Jahr 2017 die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten, in ein fortführendes Anstellungsverhältnis übernommen worden.

Risikobeurteilung

Die Bank verfolgt eine nachhaltige und vorsichtige Risikopolitik. Sie achtet auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag und steuert die Risiken aktiv. Der Verwaltungsrat befasst sich laufend mit der Risikosituation des Instituts und hat ein Reglement erlassen, welches sicherstellt, dass alle wesentlichen Risiken erfasst, begrenzt und überwacht werden. Ein umfassendes Reporting stellt sicher, dass sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung ein zeitgerechtes Bild der Risikolage der Bank machen können. Mindestens jährlich nimmt der Verwaltungsrat eine Risikobeurteilung vor und überprüft die Angemessenheit der getroffenen Massnahmen.

Weitere Ausführungen zum Risikomanagement sind in den Erläuterungen enthalten.

Aktuelle Risikobeurteilung in Bezug auf die Hauptrisiken der Bank (Stand: 31. Dezember 2017)
Die Bank ist schwergewichtig im Bilanzgeschäft tätig. Die Hauptrisiken der Bank offenbaren sich somit vor allem im Kreditbereich und bezüglich Zinsänderungsrisiken.

Die Bank gewährt Kredite zur Hauptsache an kleine und mittlere Unternehmungen (KMU) sowie an Private. Diese Kredite werden üblicherweise auf der Basis von hypothekarischer Deckung vergeben. Dabei dienen vor allem Wohnliegenschaften als Sicherstellung. Ungedeckte Kredite werden in Ausnahmefällen vergeben, sofern es sich um solvente Unternehmungen oder öffentlich-rechtliche Körperschaften handelt. Nachstehende Grafiken geben einen Überblick über die Vergabe der Kundenausleihungen nach Deckungen per 31. Dezember 2017:


Blanko (3%)Andere Deckung (4%)Hypothekarische Deckung (93%)
Gewerbe und Industrie (29%)Übrige hypothekarische Deckungen (6%)Wohnliegenschaften (65%)


Die Bank ist bestrebt ihre Ausleihungen auch innerhalb der verschiedenen Branchen gut zu diversifizieren.

Jahrelang sind die Preise für Wohneigentum in der Schweiz gestiegen. Im Berichtsjahr zeichnet sich erstmals ein Gegentrend ab. Zwar sind die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser gemäss Schätzungen führender Immobilienexperten wiederum leicht gestiegen, die Spitzenpreise liegen aber in fast allen Regionen tiefer als im Vorjahr.

Im kommenden Jahr werden eine weitere Stagnation der Preise und eine geringe Dynamik im Markt erwartet. Einerseits haben die hohen bis sehr hohen Preise und schärfere Tragbarkeitskriterien der Banken die Nachfrage reduziert, andererseits bleibt die Attraktivität von Wohneigentum durch das tiefe Zinsniveau, die nachlassende Neubautätigkeit und die positiven Konjunkturaussichten bestehen.

Die regionalen Unterschiede bei der Höhe der Preise für Wohneigentum sind nach wie vor gross. Das Preisniveau ist insbesondere im Grossraum Zürich (inkl. Zug und Innerschweiz), in der Genfer See-Region, der Stadt Basel und in einzelnen Tourismusorten sehr hoch.

Die Bank ist aufgrund ihrer gesamtschweizerischen Tätigkeit und der bewussten regionalen Diversifikation der Ausleihungen regionalen Risiken im Immobilienmarkt nur beschränkt ausgesetzt, was aus der nachfolgenden Grafik der Hypotheken nach Kantonen ersichtlich ist.


Andere (4%)SH (1%)TG (2%)SG (2%)FR (2%)VS (3%)BS (3%)VD (4%)GR (4%)TI (5%)LU (6%)BL (9%)SO (10%)AG (12%)ZH (14%)BE (19%)



Volumen im Kundengeschäft (Bestellungs- und Auftragslage)

Angaben zum Bilanzgeschäft
Unsere Bank ist zur Hauptsache im Bilanzgeschäft und in der WIR-Verrechnung tätig. Wir bieten neben den WIR-Dienstleistungen bankübliche Produkte an.

Bei unverändert lebhaftem Wettbewerb können die Hypothekarforderungen um CHF/CHW 197,1 Mio. auf CHF/CHW 3 765,2 Mio. gesteigert werden (+5,5%). Die übrigen Forderungen gegenüber Kunden nehmen um CHF/CHW 96,7 Mio. auf CHF/CHW 846,5 Mio. ab (-10,3%). Damit steigen die gesamten Kundenausleihungen um CHF/CHW 100,4 Mio. auf CHF/CHW 4 611,7 Mio. an (+2,2%). Das Wachstum erfolgt unter Wahrung unserer vorsichtigen Kreditpolitik.

Die Verpflichtungen aus Kundeneinlagen können um CHF/CHW 62,3 Mio. auf CHF/CHW 3 938,2 Mio. (+1,6%) gesteigert werden.

Da die Kundenausleihungen mit CHF/CHW 100,4 Mio. stärker zunehmen als die Kundengelder mit CHF/CHW 62,3 Mio., reduziert sich die Refinanzierungsquote (Kundengelder in % der Kundenausleihungen). Per Ende 2017 sind die Kundenausleihungen zu 85,4% (Vorjahr 85,9%) mit Kundengeldern gedeckt. Als weitere wichtige Refinanzierungsquelle und zur Steuerung der Zinsänderungsrisiken dienen der Bank Pfandbriefdarlehen, welche im Berichtsjahr um CHF 5,8 Mio. zugenommen haben. Im Berichtsjahr wurden von der EFIAG – Emissions- und Finanz AG emittierte Anleihen im Umfang von CHF 32 Mio. gezeichnet.

Berichtsjahr Vorjahr
Kundengelder 3 938,2 Mio. 3 875,9 Mio.
Kundenausleihungen 4 611,7 Mio. 4 511,2 Mio.
Deckungsgrad im Kundengeschäft 85,4% 85,9%

Innovation und Projekte 
(Forschungs- und Entwicklungstätigkeit)

Zunehmende Digitalisierung der Bank- und Kommunikationsangebote

Die breitgefächerte Modernisierung der WIR Bank im November 2016 hat sich im vergangenen Jahr dadurch manifestiert, dass zahlreiche digitale Produkte und Dienstleistungen nicht nur lanciert, sondern auch kontinuierlich weiterentwickelt worden sind. Dabei folgt die WIR Bank einem einfachen Leitsatz: Wir digitalisieren nicht, damit wir digitale Produkte haben – bei uns steht der Kundennutzen immer im Zentrum.

Aktuellstes Beispiel dafür ist die Ende November 2017 lancierte erste einhundert Prozent digitale Vorsorgelösung der Schweiz: Dank der in Zusammenarbeit mit dem Fintech-Startup VIAC entstandenen App kann ein Säule-3a-Konto in rund acht Minuten eröffnet werden. Papierlos, bequem übers Smartphone. Kein Call Center, kein Besuch einer Bankfiliale. Zentraler Punkt für den Erfolg ist – wie bei allen weiteren digitalen Entwicklungen – die «User Experience», also die Erfahrungen des Nutzers (in unserem Fall des Kunden) bei der Interaktion mit dem jeweiligen Angebot.

Ein digitales Produkt, wie der «WIRmarket», die mobile Zahl-App «WIRpay», die Online-Kontoeröffnung (voll digitalisierter Prozess von der Video-Identifikation beim KMU-Neukunden bis hin zur Dokumentenablage in der Bank) oder eben VIAC, muss dem Kunden Erleichterung, aber auch einen Spassfaktor bringen – denn Bankgeschäfte sind per se nicht attraktiv.

Die Digitalisierungsoffensive der WIR Bank zeigt sich aber auch in der Komplettierung von Angeboten, die auf den ersten Blick wenig spektakulär daherkommen, für den Kunden aber einen sehr hohen Nutzen generieren: Die Zusammenarbeit mit dem führenden Schweizer E-Payment-Anbieter Payrexx ermöglicht es WIR-Teilnehmern seit Herbst des vergangenen Jahres beispielsweise, «WIRpay» als Zahlungsoption in den KMU-eigenen Onlineshop einzubinden. Bankintern entwickelten wir – um ein weiteres Beispiel zu nennen – zusammen mit der K&W Software AG ein Kreditberatungstool, das den gesamten Kreditprozess von der Kundenberatung und Offertstellung bis zur Kreditabwicklung abbildet. So können sämtliche Kreditprodukte der Geschäfts- und Privatkunden berechnet und in Form eines Finanzierungsvorschlages zeitnah und konkret unterbreitet werden.

Wir sind selbst ein klassisches KMU: Mit der Initiative «KMU – und du?» wurden auch 2017 Themen der Digitalisierung und digitalen Transformation über verschiedene Kanäle bis hin zur Roadshow einem interessierten Publikum aus Kunden und Nichtkunden nähergebracht. So befassten sich Self-Service-Kioske mit 3D-Druck oder Virtual und Augmented Reality – Begriffe, die die Zukunft teilweise schon heute Realität werden lassen.

Die WIR Bank wurde – um es durchaus selbstkritisch zu beschreiben – bis vor kurzem nicht primär mit dem Begriff Innovation in Verbindung gebracht. Das haben wir nachhaltig geändert. Das WIR-Netzwerk soll weiterhin dadurch gestärkt werden, dass laufend neue und innovative Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden. Unabdingbare Voraussetzung dafür: Digitale Entwicklungen dürfen kein Feindbild, sondern müssen nutzenstiftend sein.

Nachhaltigkeit unserer Geschäftstätigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit steht für Verantwortung sowohl hinsichtlich wirtschaftlicher Faktoren als auch sozialer und ökologischer Aspekte. Uns ist es wichtig, in allen drei Bereichen einen Beitrag zu leisten. Wir sind als Genossenschaft nicht der Gewinnmaximierung verpflichtet, bieten faire Konditionen für unsere Bankprodukte an, engagieren uns für Chancengleichheit und stellen sicher, dass unser Ressourcenverbrauch und die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering sind. Wir verstehen unser Engagement nicht nur als eine unternehmerische Herausforderung, sondern auch als Beitrag zu einer zukunftsfähigen Entwicklung der Gesellschaft.


Aussergewöhnliche Ereignisse im Berichtsjahr

Die Bank verzeichnete im Berichtsjahr folgende aussergewöhnliche Ereignisse:

  • 1 Jahr nach der Lancierung von WIR 2.0
  • Einführung einer neuen Lösung im Bereich Vorsorge (VIAC)
  • Digitale Weiterentwicklung der Bank
  • Bundestagswahlen in Deutschland und Präsidentschaftswahlen in Frankreich
  • Rolle der Zentralbanken im Finanzsystem

1 Jahr nach der Lancierung von WIR 2.0
Vor gut einem Jahr hat die WIR Bank eine Umstrukturierung unter dem Projektnamen «WIR 2.0» in Angriff genommen. Für die Kunden beinhaltete dies grosse Änderungen. Ein neuer Markenauftritt seitens der Bank, die Pflicht zur Sichtbarkeit und damit das Bekenntnis zum WIR-System und die Änderungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen führten zu lebhaften Diskussionen. Auf Basis von Kundenrückmeldungen wurden seitens der Bank einzelne Anpassungen vorgenommen. Im Berichtsjahr wurde die Umsetzung nun abgeschlossen.

Einführung einer neuen Lösung im Bereich Vorsorge (VIAC)
Die Zusammenarbeit der etablierten Terzo Vorsorgestiftung der WIR Bank und dem Start-Up VIAC mündete in einer neuen Vorsorgelösung im Bereich der 3. Säule. Diese Kombination ermöglicht grösstmögliche Sicherheit für das Vorsorgevermögen und eine moderne, auf den Kundennutzen ausgerichtete Umsetzung. Die komplett digitale Lösung bietet das Wertschriftensparen mittels Smartphone-App an. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten zeichnet sich die VIAC-Lösung durch eine schlanke, für den Kunden günstige Kostenstruktur aus.

Digitale Weiterentwicklung der Bank
Letztes Jahr standen mit der mobilen Bezahllösung WIRpay und dem digitalen Marktplatz WIRmarket zwei Vorzeigeprojekte in den Startlöchern. Diese wurden im Berichtsjahr weitergeführt und optimiert. Zusätzlich wurde das E-Banking überarbeitet und der komplett online durchzuführende Kundeneröffnungsprozess WIRentry eingeführt. Das E-Banking bietet eine übersichtliche Kontoführung, schnellere Zahlungserfassung sowie zusätzliche Funktionen, welche den erweiterten Kundenbedürfnissen entsprechen. Das Kundeneröffnungstool WIRentry ermöglicht interessierten Firmenkunden eine einfache, schnelle und jederzeit durchzuführende Kontoeröffnung per Mausklick.

Bundestagswahlen in Deutschland und Präsidentschaftswahlen in Frankreich
Die Wahl des liberalen und EU-freundlichen Emmanuel Macron anstelle der konservativen, EU-kritischen Kandidatin des Front National Marine Le Pen ins französische Präsidentschaftsamt beruhigte die Europäischen Finanzmärkte. Befürchtungen einer weiteren Destabilisierung der Europäischen Union nach dem beschlossenen Austritt Grossbritanniens traten nicht ein. In der Folge stieg das Vertrauen in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung in Europa spürbar an. Die Wahlen in Deutschland Ende September bestätigten die bestehenden Kräfteverhältnisse. Die folgenden Koalitionsverhandlungen gestalteten nach dem Scheitern von Jamaika (CDU/CSU, FDP und die Grünen) schwierig. Bis Ende Jahr war noch keine Regierung gebildet, wobei die Fortführung der grossen Koalition (CSU/CSU und SPD) als sicher gilt. Einen spürbaren Einfluss auf die Finanzmärkte haben die andauernden Koalitionsverhandlungen nicht.

Rolle der Zentralbanken im Finanzsystem
Das Jahr 2017 war geprägt von den Zinsentscheiden der grössten Zentralbanken. Die US-amerikanische Notenbank (Fed) erhöhte die Zinsen im Jahresverlauf drei Mal um 0,25% und kündigte an, diesen Kurs 2018 weiterzuführen. Die Europäische Zentralbank (EZB) reduzierte das Anleihenkaufprogramm um die Hälfte und die Schweizerische Nationalbank (SNB) konnte auf allzu grosse Marktinterventionen verzichten. Analysten erwarten, dass die Europäische Zentralbank das Anleihenkaufprogramm Ende 2018 beenden und 2019 erste Zinserhöhungen durchführen wird. Ein Szenario, bei dem die SNB 2018 einen Zinsschritt durchführen wird, ist zwar eher unrealistisch, aber nicht mehr unvorstellbar. Generell werden alle Zentralbanken bemüht sein, das Wirtschaftswachstum nicht abzuwürgen.

Ausblick (Zukunftsaussichten)

Gut die Hälfte der gesamten Erträge fliesst aus dem Zinsengeschäft. Das aktuelle Zinsumfeld sowie unsere Erwartung zu dessen Entwicklung lassen uns für die kommenden Jahre zum Ausbau der Erträge aus dem Zinsengeschäft ein moderates Wachstum unter Wahrung einer vorsichtig und nachhaltig ausgestalteten Kreditpolitik anstreben. Bezüglich der Erträge aus dem WIR-Geschäft, welche gut einen Viertel unserer gesamten Erträge ausmachen, wird aufgrund des tiefen Zinsumfeldes mit einer Stagnation gerechnet. Dabei haben und werden wir in diesem Bereich stark in Innovationen, die Weiterentwicklung des WIR-Systems sowie in eine moderne Infrastruktur investieren. Die damit anfallenden Kosten überprüfen wir auf ihre Wertschöpfung und optimieren dabei in weniger wertschöpfungsintensiven Bereichen die Kostensituation laufend. Die Erreichung unserer strategischen Ziele überwachen wir regelmässig mittels entsprechender Instrumente und nehmen wenn nötig Anpassungen an den darauf ausgerichteten Umsetzungsmassnahmen vor.

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